Die Monatsgeschichte

Juni 2025: Aberglaube in Langeln

Stirb ein Familienmitglied auswärts und denkt in seiner Todesstunde intensiv an seine Angehörigen, an den engsten Kreis seiner Mitmenschen in der Heimat, so steht er nachts sichtbar vor ihnen. Diese Bild ist für die Daheimgebliebenen ein untrüglicher Beweis, dass der Erschienene nicht mehr unter den Lebenden weilt. So lautete ein alter Aberglaube in Langeln, der noch Anfangs des 20. Jahrhunderts bestand. Es wird vom Todansagen des Sohnes eines Müllers berichtet: Der Müllerlehrling, der die Mühle mit Getreide zu beschicken hatte, musste dies auch in den Nachtstunden erledigen. Dabei beobachtete er während mehrerer aufeinander folgender Nächte ein Bewegen des Mehles in den Säcken. Er wagte aber nicht, von dem Geschehen seinem Meister Mitteilung zu machen, Erst als der Lehrling auf des Müllers Geheiß die bereitstehenden Säcke ihrem Zwecke zuführen sollte, weigerte er sich und berichtete von seinen nächtlichen Beobachtungen. Darauf begab sich der Müller in der Nacht selbst vor Ort und stellte Gleiches fest. Nach kurzer Zeit hatte er die Nachricht vom Tode seines Sohnes in den Händen.