Die Monatsgeschichte

Januar 2025: Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG)

Auf der II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 wurde die Bildung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) auf freiwilliger Grundlage beschlossen. 1952 gab es in Langeln: 5 Landwirtschaften über 20 ha, 5 Landwirtschaften von 15 – 20 ha, 152 Landwirtschaften von 2 -15 ha. Von Seiten des Staates wurden aber gegenüber den Großbauern (zu denen dann alle Wirtschaften über 25 Hektar zählten) Maßnahmen eingeleitet um ihren Grund und Boden für die zu gründenden Genossenschaften „zu gewinnen“. So blieb oft nur die Alternative in die Genossenschaft oder die Flucht in die BRD. Zunächst gingen zunächst die Bauern Gerhard Fricke, Günter Wiehe (Klaushof) und Erwin Mänz in den Westen. Aus ihren Ackerflächen wurde 1952 als Vorstufe der Genossenschaft der örtliche Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) gegründet. Nach den genannten gingen auch zwangsweise die Großbauern Heinrich Festerling (Hinze) und Gerhard Rath. Aus ihren Ackerflächen und denen einiger Neubauern wurde im Jahre 1953 die LPG „Thomas Müntzer“ Typ III gegründet. Bei diesem Typ gingen Acker und Viehbestand in genossenschaftliches Eigentum über. Erster Vorsitzender war August Abel. Nach dem Zusammenschluss mit der ÖLB war es Franz Cibura. 1958 wurde die LPG „Frieden“ Typ I durch den Zusammenschluss von 4 Wirtschaften gegründet. Hier wurde nur die ca. 50 ha Ackerfläche gemeinsam bewirtschaftet. Vorsitzender war Albert Giffei, der den Vorsitz 1959 nach einer Aufstockung durch mehrere Betriebe an Adolf Helmholz übergab. Ebenfalls 1959 hatte sich die LPG „Neue Saat“ Typ I gegründet. Vorsitzender wurde Lothar Keddi. Günter Bliefert übernahm 1958 den Vorsitz der LPG „Thomas Müntzer“. Zu diesen Zeitpunkt bewirtschaftete die LPG 431 ha Ackerfläche, das entsprach 35 % der Fläche von Langeln. Es gab aber immer noch 121 Einzelbauern. Von staatlicher Seite wurde danach gestrebt, diese für die Genossenschaften zu gewinnen. Es wurden sogenannte individuelle Aussprachen geführt. Insgesamt wurden 18 Personen (u.a. SED-Funktionäre des Kreises, Genossenschaftsbauern und Gemeindevertreter) um die Bauer zum „freiwilligen“ Eintritt in die LPG zu überzeugen. Der Druck wurde so hoch, dass 1960 die Vollgenossenschaft Langelns verkündet werden konnte. Die beide LPG Typ I schlossen sich 1962 zur LPG „Einheit“ Typ I zusammen. Vorsitzender dieser LPG wurde Adolf Helmholz. Sie bewirtschaftete ca. 550 ha. 1961 wurde der Vorsitzende der LPG „Thomas Müntzer“, Günter Bliefert, in die Altmark versetzt. Gerhard Weidemann übernahm die Leitung. Eine Rinderzucht und eine Milchviehanlage wurde auf dem ehemaligen Voltins Hof Nr. 138 betrieben. In Tanne wurde durch die LPG „Thomas Müntzer“ mit einer TBC- freien Rinderzucht begonnen. In den Sommermonaten erfolgte der Weideauftrieb in 3 Herden. Es standen 60 ha koppeln, 60 ha Mähwiesen und 70 ha Weideflächen zur Verfügung. Pferde spielten in den Anfangszeiten der LPG eine wichtige Rolle. So hatte die LPG „Thomas Müntzer“ z.B. 1953 gar 14 Pferdegespanne. Ihre Anzahl ging nach und nach mit der Einführung von Traktoren zurück, sodass sie nur noch zur Futterausfuhr und in der Reitsparte eingesetzt wurden. Ein weiterer Zweig der Genossenschaften war die Schafhaltung. So hatte die LPG Einheit 400 Schafe. Hier war Siegfried Simon der Schafmeister. In der LPG „Thomas Müntzer“ war Walter Graupner Schafmeister bei ca. 600 Schafen. Auch Geflügelaufzucht wurde betrieben. Auf dem Gelände Gänsekamp und Kirschenberg (Früher Eigentum der Familie Rath) entstand ein Betrieb mit einer Kapazität von 4000 Legehennen, ca. 3000 Masthähnchen und zeitweise auch Mastenten. Verantwortlich für die Farm war Friedrich Probst. Etwa 1964 musste sich die LPG einer industriellen Geflügelhaltung in Wackersleben anschließen. So wurde die Stallhaltung abgeschafft und man beteiligte sich nur noch mit Futtermitteln. Für die Lagerung von Futtermittel wurde das ehemalige Amts Silo am Komturteich genutzt. Es wurden z.B. Gedämpfte Kartoffel, geschnitzelte Futterrüben oder Klee für die Schweineproduktion gelagert. Mit dem Bau der Schweinemastanlage (3500 Mastschweine) durch die LPG „Thomas Müntzer“ wurde die Lagerung im Silo beendet. Auch der Bau der Milchviehanlage am Heudeber Weg trug dazu bei. Die LPG-Einheit errichtete 1972 die Anlage für 320 Milchkühe. Einrichtungen wie die Sattlerei (Robert Niehoff), Tischlereien (Otto Simon und Kurt Pernau) und die Gärtnerei (erst Robert Simon, dann Gerhard Feuerstack) gehörten zu den Genossenschaften und waren auch für die Bevölkerung als Dienstleiter tätig. Im Jahre 1972 erfolgte die Verschmelzung zu einer LPG. Neuer Vorsitzender wurde Heinz Schwarzer. Später wurde die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) mit den landwirtschaftlichen Nutzflächen der Gemeinden Langeln-Heudeber-Reddeber-Minsleben gebildet. Leiter der KAP mit 3600 ha Ackerland wurde Adolf Helmholz. Ab 1976 wurde daraus die LPG Pflanzenproduktion Langeln, daneben wurde für die Tierzucht eine LPG „Freundschaft“ mit Heudeber gebildet. Für die Pflanzenproduktion wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Wegen des hellen Anstriches wurde es im Volksmund „Weißes Haus“ genannt. Im Erdgeschoss war ein Saal für Versammlungen vorhanden, der auch gern für gesellige Veranstaltungen und privaten Feiern genutzt wurde. Die selbständige LPG-Tierproduktion entstand 1983.  Die Verwaltung saß in den neu errichteten Räumlichkeiten in der Milchviehanlage am Heudeber Weg. Mit dem Ende der DDR kam es zu einer grundlegenden Veränderung der Landwirtschaftlichen Betriebe im Ort.